St. Gallenkirch - Allgemeine Informationen
St. Gallenkirch in einer Höhe von 760-2875 m ü. M. gehört zum Bezirk Bludenz. Sie weist eine Fläche von 127,9 km² auf
Geschichtliches
Im Hochmittelalter Ausweitung der Alp- und Maisäßwirtschaft in der Innerfratte. In St. Gallenkirch waren vermutlich schon zu Beginn des 14. Jhdts. auch ständig bewohnte Höfe und eine Kapelle vorhanden. Spätestens 1483 wurde eine selbständige Pfarrei zum hl. Gallus (daher der Ortsname) eingerichtet. In Gortipohl entstand 1499 eine Filialkirche. In früheren Jahrhunderten war St. Gallenkirch zeitweilig bevölkerungsstärkste Gemeinde im Gebiet des Bezirkes Bludenz (z. B. 1754 mit 1351 Einwohnern). Mit dem Vorrücken der Besiedelung in Gefahrengebiete häuften sich aber auch Schäden durch Lawinen und Wildbäche. Bis zur Mitte des 19. Jhdts. stieg die Einwohnerzahl weiter an (1837: 1560 Einwohner), wodurch sich die bergbäuerlichen Existenzprobleme verschärften und eine vermehrte Abwanderung unvermeidlich wurde (1900: 1200 Einwohner). In dem früher als Alp- und Maisäßgebiet genutzten Gargellental bestand wegen des Saumverkehrs über das Schlappinerjoch schon im 16. Jhdt. mindestens eine Säumerwirtschaft, z. B. in Vergalden. Der Verkehr mit der Lombardei - vorwiegend Ausfuhr von Montafoner Vieh und Einfuhr von Veltliner Wein - kam 1859 zum Erliegen. Dafür begann sich ab dieser Zeit allmählich der Sommertourismus bemerkbar zu machen. Das frühere Säumerwirtshaus in Gargellen wurde schon 1885 als Hotel "Madrisa" neu eröffnet. Von da an entwickelte sich das vorher noch nicht ganzjährig bewohnte Maisäßdörfchen zum modernen Fremdenverkehrsort. Aufschwung des Ferientourismus besonders nach Herstellung der Zufahrtsstraße (1935-1938, ausgebaut 1956-1960) und nach Erschließung des Schafberggebietes mit Sesselliften (seit 1952 bis zur Gargellner Alpe, ab 1965 mit Schafberglift) und Schleppliften.
Die Umgestaltung von St. Gallenkirch-Dorf und Gortipohl unter dem Einfluss des Fremdenverkehrs erfolgte hauptsächlich seit den fünfziger Jahren (1950 Verkehrsverein gegründet). 1969 Beginn mit Erschließung des Schigebietes Garfrescha durch eine Doppelsesselbahn und mehrere Schlepplifte; seit 1972 mit dem Versettla-Gebiet zum attraktiven Schigebiet "Silvretta Nova" verbunden. Mit der Eröffnung der "Valiserabahn", der damals größten Kabinenumlaufbahn der Welt, erreichte St. Gallenkirch 1981 die höchste Seilbahnenkapazität unter den Gemeinden Vorarlbergs.
Wirtschaft
Unter dem Druck starker Bevölkerungszunahmen bis ins 19. Jhdt. Ausweitung der Viehwirtschaft bis an die Grenzen des Möglichen. Viehbestand um 1880: ca. 1300 Rinder, 1570 Schafe, 770 Ziegen (damals größter Schaf- und Ziegenbestand unter den Gemeinden Vorarlbergs). Im vergangenen Jhdt. verstärkten sich auch die Saisonwanderungen, z. B. als Maurer, Gipser und Stuckateure. Unter den Montafoner Gemeinden hatte St. Gallenkirch bis zum Ersten Weltkrieg den höchsten Anteil an "Franzosengängern". In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich der Fremdenverkehr zur Haupteinnahmequelle. Zwischen 1960/61 und 1990/91 erhöhte sich das Beherbergungsangebot von 1000 auf 4200 Betten, die Gesamtzahl der Nächtigungen von 130.000 auf 530.000 (Stand 2003); seit 1975 mit Übergewicht der Wintersaison.
Öffentliche Einrichtungen von regionaler Bedeutung
Mittelschule Innermontafon in Gortipohl, Ganztageskindergarten Gortipohl, EKiZ Gortipohl, Kindergarten St. Gallenkirch, Haus des Gastes, Aquarena (Allwetterbad), Schigebiet Silvretta Montafon
Landschaftliche Besonderheiten
Vielfältige alpine Landschaftsformen von hoher Schutzwürdigkeit; Großbiotope Gweil-Sarottla und Valisera nebst anderen Landschaftsteilen mit besonders ausgeprägter natürlicher Eigenart (vor allem in den Bereichen Badmunt-Zamangspitze, Madrisa-Gandatal, Ritzenspitzen-Wintertal sowie im Vergaldental). In Gargellen auch bedeutsames "Geologisches Fenster" (Einblick in den Gebirgsbau, bei dem ältere Baueinheiten über jüngeren liegen).
Bemerkenswerte Bauten
Pfarrkirche St. Gallenkirch (gotischer Bau von 1474 im 17.-18. Jhdt. vergrößert). Kirche in Gortipohl (Bau aus dem 17.-18. Jhdt., 1970-1971 erweitert und restauriert) und Kirche in Gargellen (17.-18. Jhdt.). Etliche wertvolle alte Montafonerhäuser, z. B. in Gortipohl und Galgenul, sowie mehrere erhaltenswerte Maisäße, besonders im Gargellental und ob Gortipohl. Montiel ist noch eines der wenigen Musterbeispiele für Montafoner Maisäßsiedlungen ohne störende Umgestaltung.